Weben in Chinchero

Ein Besuch in der kleinen Stadt Chinchero, eine Stunde von Cusco mit dem Bus entfernt, steht auf vielen To-Do-Listen von Tourist*innen in Cusco. Auch bei der Sacred-Valley-Tour, die man in vielen Reisebueros buchen kann, ist Chinchero fester Bestandteil.
Aber warum?

Erst einmal gibt es eine schoene, archaeologische Staette, die es zu besuchen lohnt: Kolonialbauten auf Inkamauern. Sehenswert!

Und dann gibt es da noch die Weberinnen. In unzaehligen Web-Vereinen organisiert, kann man sich hier auf schoen hergerichteten Innenhoefen von Frauen in der Chinchero-Tracht zeigen lassen, wie Wolle gesponnen, natuerlich gefaerbt und verarbeitet wird. Nach dieser kostenfreien Praesentation gibt es die Chance die artesanalen Produkte oder auch Massenware zu erwerben. Von diesem Geld leben die Weberinnen und ihre Familien.

Ich und meine Freundinnen hatten, als wir letzten Mittwoch nach Chinchero fuhren, einen anderen Plan:
Ob es nun wirklich ein offizielles Angebot der Weberinnen in Chinchero ist, oder ob sie erst die Nachfrage einer Freundin „Kann man bei Ihnen auch Weben lernen?“ auf die Idee gebracht hat, wissen wir nicht. Jedenfalls verbrachten wir fast einen ganzen Tag auf einem dieser schoenen Innenhoefe und liesen uns das Weben beibringen:

Freundlich werden wir empfangen, bekommen einen Tee und sollen uns erst einmal setzen. Eine Praesentation laeuft gerade noch. Nach und nach packen die Frauen ihre Auswahl an Garn aus. Wir sollen uns Farben aussuchen. Das bereitet Kopfzerbrechen. Zu gross und schoen ist die Auswahl. Nach mehrmaligen Hin- und Herentscheiden, haben wir jeweils unsere Auswahl getroffen und die Frauen beginnen mit dem Aufspannen des Garns. Die Faeden werden in einer bestimmten Reihefolge zusammengelegt, das eine Ende an einem Pfosten und das andere Ende an uns festgebunden. Die Weberinnen machen uns vor, wie das erste (einfache) Modell funktioniert und – schon „weben“ wir.

Als es Mittag ist und schon langsam unsere Ruecken wehtun, werden wir hinters Haus gerufen. Dort werden gerade Kartoffeln aus einem Erdofen geholt: Watya! Gemeinsam mit den Weberinnen und ihren Familien machen wir am Hof Mittagspause. Ein riesen Haufen Kartoffeln vor uns, Salat und Kaese am Teller. Ein Festmahl!

Danach geht es weiter mit dem Weben, ein komplizierteres Muster steht nun auf dem Lehrplan. Wohingegen einige meiner Freundinnen schon nach 5 Minuten die Reihenfolge des Webmusters verstanden haben und selbststaendig weiterarbeiten koennen, bin ich nicht ganz so geschickt und muss immer wieder meine Lehrerin fragen, welche Faeden ich denn jetzt genau „nach oben nehmen soll“. – Naja, vielleicht ist es ja Talentsache das Weben. Als es immer kaelter wird, ist es Zeit zum Aufbruch. Wir verabschieden uns von unseren tollen Lehrerinnen und setzen uns stolz mit unseren Ergebnissen in den Bus nach Cusco. 🙂

 

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