Landeskunde ist wichtig und der Karneval oder wie wir im Süden Deutschlands sagen die Fasnacht ist doch ein wichtiger Bestandteil deutschen Kulturguts. Also beschliessen wir auch das zu vermitteln und kündigen groß eine Fasnachtsdisko mit Verkleidungszwang an. Um unsere Schüler nicht ganz zu vergraulen – es ist nämlich nicht immer so einfach sie zum mitmachen zu bewegen – bieten wir ihnen an, am Samstag vor der Disko mit uns gemeinsam Masken zu basteln. Der Samstag ist ein verregneter Tag, schliesslich ist es Regenzeit und meine Arbeitskollegen und ich sind ein bisschen im Zeifel, ob da dann auch jemand kommt. Aber….
Wir haben unsere peruanischen Freunde unterschätzt. So zahlreich wie noch nie erscheinen sie und wandeln überaus kreativ unsere einfachen Masken zu etwas viel Schönerem um. Die Gipsmasken erfreuen sich besonderer Beliebtheit und im Laufe des Nachmittags sieht man mehrere von uns mit weiß verschmierten, aber grinsenden Gesichtern.
Das war aber erst der Anfang….Wir warten alle gespannt auf die Disko. Der Donnerstag kommt, alle freuen sich auf die Party, ich besonders, weil ich auch noch Geburtstag habe, und um 20.30 Uhr solls losgehen. Um 20.10 Uhr ist der Strom weg. So ein Mist…Kerzen suchen, im Dunklen herumtappen und warten, dass der Strom wiederkommt, was er normalerweise nach ca. 10-20 Min. auch tut. Nur diesmal nicht. Einige geben die Hoffnung auf und gehen heim. Aber es ist auch mein Geburtstag. Ich werde schliesslich 50 und möchte das feiern. Also stellen wir Kerzen auf, suchen einen Kasettenrecorder mit Batteriebetrieb und jagen unseren Marco los um Batterien zu besorgen. Was auch wieder eine Weile dauert. Zur Feier des Tages habe ich eine Mangobowle mitgebracht und die wird dann erst mal an alle ausgegeben. Meine Kolleginnen Christine und Maren kommen als zwei Damen im Abendkleid mit schwarzen Perücken und sie tragen jede eine Kerze vor sich her. Ich bin der Vampir und vertreibe mir zwischendurch die Zeit damit Taxifahrer auf der Straße zu erschrecken. Anscheinend erfolgreich, denn einer muss mir dann doch sagen: «Pero tu no eres un vampiro». So ganz sicher war er sich wohl doch nicht. Sarah ist die Katze und Flavio kommt als Gorilla im Poncho und mit Kapitänsmütze.
Wir haben die Hoffnung auf eine richtige Karnevalsparty schon fast aufgegeben, als um halb 12 endlich das Licht angeht. Das hebt die Stimmung gleich ganz enorm und so feiern wir noch bis halb 2. Auf Salsa wird heute weitgehend verzichtet, dafür gibts Diskosound aus den 70ern und natürlich auch ein bisschen Fasnachtsmusik. Zu «Es steht ein Pferd auf dem Flur» formieren sich alle zur Polonaise. Also war es trotz der Anlaufschwierigkeiten eine gelungene Party, auf der wir viel Spaß hatten