Kinderbücher in Peru

Alljährlich im Juli, auf der Internationalen Buchmesse in Lima, nimmt der Stand mit Kinderliteratur und Bilderbüchern einen erstaunlich großen Platz ein. Für den Besucher aus dem Hinterland stellen sich beim näheren Hinschauen schnell zwei Fragen:

Schafft es wohl ein Bruchteil dieses Angebots bis in ein Andendorf?

Gibt es auch peruanische Kinderbücher mit Geschichten und typischen Illustrationen aus den verschiedenen Regionen, dem Urwald, dem Andenhochgebirge, der Küste?

Neben vereinzelten Ausnahmen ist die Antwort ein kopfschüttelndes Nein.

Um dieser besonderen Armut ein wenig entgegenzuwirken, hat die Deutsch- Peruanische Kulturgesellschaft ACUPARI das Kinderbuch-Projekt ins Leben gerufen.

Kinder brauchen Bücher mit Märchen und Bildern, die ihre Fantasie anregen.

Werte und Traditionen werden durch Geschichten vermittelt, die ohne den Erzähler, den Schreiber und den Leser allmählich verloren gehen. Daher ist es so wichtig, dass sich in Büchern gerade für solche Kinder, die kaum einmal ein eigenes Lese- oder Bilderbuch in den Händen hielten, ihre Umwelt inhaltlich und künstlerisch widerspiegelt, dass ihnen Gestalten, Mythen und Farben vertraut sind.

Der nordamerikanische Cinderella-Einfluss in den hiesigen Kinder- und Schulbüchern, die Dominanz spanischer und lateinamerikanischer Großverlage, gegen die sich der nationale Buchmarkt zu behaupten hat, und schließlich das Fehlen peruanischer, auf Kinderliteratur spezialisierter Verlage behindern seit Jahren die Entwicklung einer eigenständigen Kinderbuchwelt im Land.

Als wir für die Herausgabe unseres Kinderbuches “Catalina y la Unkuña Mágica” einen Verlag in Cusco suchten, haben wir nicht einen gefunden, der zumindest etwas Erfahrung mit Kinder- und Jugendbuch Literatur vorzeigen konnte.

Nur selten werden gebundene Bücher verlegt, zumeist wird geleimt, um die Druckkosten so gering wie möglich zu halten. Doch Kinderbücher sollten stabil sein und lange halten. Mit solch einem Auftrag war der Verlag in Cusco, Editorial Centro Bartolome de las Casas, fast überfordert. Jedes einzelne der 3000 Catalina Bücher musste mit der Hand genäht werden, was Wochen in Anspruch nahm.

In den Industriestaaten gibt es viele Initiativen die Lesekultur in der modernen Mediengesellschaft lebendig zu halten. In den Andendörfern muss der Raum für eine Lesekultur erst noch geschaffen werden, und dazu braucht es Bücher, in denen sich die jungen Leser selbst hineinversetzen, hineinverstecken und hineindenken können.

Un comentario en “Kinderbücher in Peru

  • el junio 11, 2012 a las 5:27 pm
    Permalink

    Liebe MItarbeiterinnen und Mitarbeiter von Acupari,

    auf meinen Recherchen über Arbeitsmöglichkeiten für eine deutsche Kunstlehrerin in Cusco, stieß ich auf Ihre Seite und erfuhr so von Ihren Kinderbuchprojekten.

    Nach meinen Reisen nach Cusco `99 und `2001 – etwa 9 Wochen davon verbrachte ich in Cusco und Umgebung – entstand, für mich als Grafikerin, der Wunsch ein Kinderbuch von Kindern für Kinder über ihren ganz persönlichen Beitrag zum Umweltschutz in Deutschland bzw. Perú zu produzieren.

    Die Zeichnungen sollten nur von Kindern beider Länder angefertigt werden und in regelmäßigen Abständen (z.B. 2 mal jährlich) in beiden Ländern erscheinen. Dies sollte den Kindern einen spannenden und kindgerechten Einblick in den Alltag anderer Kinder ermöglichen, wie sie tatsächlich mit ihrer Umwelt umgehen, und welche konkreten Maßnahmen die Kinder jeweils ergreifen, um ihre Natur zu schützen und zu bewahren.
    Beide Seiten sollten hierdurch zur Nachahmung und Entwicklung weiterer Ideen für einem nachhaltigen Umgang mit der Natur motiviert werden.

    Da diese Bücher kostenlos an Vorschul- und Schulkinder zunächst im Departemento Cusco verteilt werden sollten (auch an Kinder, die sich keinen Schulbesuch leisten können), und dies mit Respekt vor den jeweiligen Lebensgewohnheiten und Kulturen geschehen sollte, sollte dieses Projekt möglichst in Zusammenarbeit mit einer Organisation vor Ort abgestimmt und realisiert werden.
    Es würde sich anbieten, diese Bildergeschichten in Spanisch und Quechua zu untertiteln, um neben den (auch erwachsenen) Analphabeten, möglichst viele Kinder über das Betrachten der Bilder zum Lesen zu motivieren.

    Leider ließ sich dieses Projekt, nach 2 Jahren intensiver Recherchen, letztlich aus finanziellen Gründen nicht realisieren.

    Nun bin ich inzwischen Lehrerin für Bildende Kunst an einem Gymnasium in Worms am Rhein und arbeite mit Schülern zwischen 11 und 18 Jahren.
    Ein solches Buchprojekt könnte sich grundsätzlich auch Heute realisieren lassen, hat doch die Thematik in beiden Ländern nicht an Aktualität verloren, Dies würde den Kindern nach wie vor einen ungewöhnlichen und lehrreichen Einblick in die Welt ihrer „Zeichenpaten» bieten und nicht zuletzt dem Umweltschutz auf beiden Seiten dienen.

    Über Ihr Interesse an dieser Projektidee und eine Zusammenarbeit in der Konzeption und Realisation würde ich mich freuen.

    Viele liebe Grüße
    Sandra Klemm

Deja un comentario