Die Unterkunft in einer peruanischen Gastfamilie bietet vor allem für Spanischlernende, die über einen kurzen Zeitraum in Cusco leben, eine tolle Möglichkeit, den peruanischen Alltag näher kennenzulernen. Das gelernte Spanisch kann jeden Tag praktisch angewendet und mit Hilfe der Familie verbessert werden. Auch für Praktikant*innen oder Freiwillige, die über einen längeren Zeitraum in Cusco bleiben, bieten Gastfamilien die Gelegenheit, in einer familiären Atmosphäre unterzukommen und schnell in Cusco heimisch zu werden.
Bereits vor der Abreise nach Peru stand ich mit meiner Gastfamilie in Kontakt. Über WhatsApp kommunizierten wir das genaue Ankunftsdatum, die Flugnummer und etwaige besondere Wünsche, wie vegetarisches Essen oder in meinem Fall körperliche Einschränkungen wegen einer Knie-Operation. Ich sollte vom Flughafen abgeholt werden und tatsächlich empfing mich ein Taxifahrer mit einem Schild, auf dem mein Name stand.Das Taxi brachte mich dann vom Flughafen zu meiner Familie, die bereits vor dem Haus auf mich wartete und mich herzlich empfing. Zur Begrüßung gab es eine kleine Mahlzeit mit einer Suppe. Danach wurde ich durch das Haus und in mein Zimmer geführt, in das ich mich kurze Zeit später zurückzog, um den Jetlag auszuschlafen. Das Zimmer ist klein, aber sehr gemütlich und gut ausgestattet: Ein Bett, eine Kommode, ein Sessel und ein Schreibtisch finden darin Platz. Ein eigenes Bad mit Dusche (inkl. Warmwasser) schließt sich direkt daran an. Ungefähr ein Mal pro Woche wird das Zimmer geputzt, das Bett gemacht und die Handtücher gewechselt. Die Wäsche wird nicht gewaschen, allerdings gibt es in Cusco eine Vielzahl von Wäschereien, die günstig und schnell sind.
Jeder Tag beginnt mit einem Cusco-typischen Frühstück aus Brötchen und Erdbeermarmelade, dazu gibt es eine große Auswahl an Tees sowie Kaffee. Auf Wunsch gibt es auch ein Mittag- oder Abendessen. Wenn meine Familie gemeinsam isst und etwas übrig bleibt, lädt sie mich ein, mitzuessen. Die Küche meiner Familie darf ich jederzeit mitbenutzen und Basics wie Öl und Salz werden zur Verfügung gestellt. Es kann also auch gemeinsam gekocht werden. Meine Familie sorgt sich sehr um mein körperliches Wohlbefinden und bereitet mir wenn ich krank bin beispielsweise ein Hühnersuppe zu und versorgt dich mit viel Tee.
Die Eingewöhnung in Cusco fiel mir sehr leicht, was zu großen Teilen an meiner Familie lag. Geduldig wurde mir alles Wichtige erklärt und auf dem Stadtpan alles Nützliche gezeigt, zum Beispiel der Weg zur Sprachschule ACUPARI, der auf Wunsch beim ersten Mal begleitet wird. Fragen können jederzeit gestellt werden und werden dank eines großen Wissensschatzes über Cusco und die Region immer beantwortet. Tipps und Tricks, wie zum Beispiel richtige Verhandlungsstrategien mit Taxifahrern gehören ebenso zum Repertoire der Familie wie interessante Gespräche über allerhand Themen wie Politik oder Sport. Mit den beiden Söhnen spiele ich auch ab und an etwas Basketball. Gemeinsames Fußball- oder Basketballgucken gehört ebenso zum Alltag in meiner Gastfamilie. Auch das Spanischlernen kommt nicht zu kurz. In den alltäglichen Gesprächen kann das Sprechen geübt und stets nach Vokabeln gefragt werden. Die Gastfamilie bietet eine tolle Ergänzung zum Spanischkurs in Cusco.
Das Verhältnis zu meiner Familie war von Anfang an sehr freundschaftlich und familiär. Schnell entstand ein Gefühl der Vertrautheit und des Zuhauseseins. Zu Familienfeiern wie zur Erstkommunion des jüngsten Sohnes wurde ich wie selbstverständlich eingeladen und von der gesamten Familie als Mitglied behandelt. Meine Gastmutter stellt mich ihren Freunden und ihrer Familie immer als ihren „hermano de Alemania“, als ihren Bruder aus Deutschland vor. Alle Familienmitglieder sind stets sehr daran interessiert, wie es mir geht, wie die Arbeit läuft und was meine Pläne für die nächste Zeit sind.
Julius J.