Weihnachten in Cuzco

Wir hatten ja vor einer Woche schon unseren Tag der Offenen Tür bei ACUPARI, der auch ein Weihnachtsfest integrierte. Kinder und Erwachsene bastelten bunte Sterne und niedliche Engelchen, Papa Noël tanzte Salsa und verteilte Gaben, es gab Glühwein, Stollen und Weihnachtskekse und aus den Musikanlagen tönte in vielen Räumen „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Oh Tannenbaum“.  Klar, da kann schon Weihnachtsstimmung aufkommen…

…kann…

Doch für mich ist es in diesem Jahr etwas schwieriger, mich «weihnachtlich» zu fühlen. Und das, obwohl ich doch unerwartet häufig in den Genuss unserer leckeren deutschen Weihnachtsspezialitäten – Lebkuchen, Dominosteine, Milkaweihnachtsmänner, Mohnstollen und Marzipan – gekommen bin. Und bei mir gehen solche Festtage schon durch den Magen 🙂

Für mich ist es das erste Weihnachtsfest im Ausland und daher eine interessante Erfahrung. Aber was fehlt mir zum Entwickeln von Weihnachtsstimmung?

Ich muss sagen, tatsächlich die Kälte. Bestenfalls Schnee, aber den haben wir in meiner Heimat ja auch oft nicht (nicht so, wie viele PeruanerInnen denken…). (Vor)Weihnachtszeit bei Sonne, milden Temperaturen und dem cusqueñischen Regen ist schon was Anderes. Dann gibt es hier ausserdem nicht den Geruch von gebrannten Mandeln und Glühwein in der Einkaufszone und auf dem Weihnachtsmarkt, Massen geschenkeeinkaufender und gestresster Menschen, unendliche Schlangen in Kaufhäusern und riesige Auslagen mit Weihnachtssüssigkeiten in den Supermärkten, Tannenzweigeduft oder Fensterbilder und Weihnachtssterne in den Fenstern der Nachbarhäuser. Und auch was in meinem „Inneren“ und zu Hause in Deutschland normalerweise passiert: Gedanken darum, was ich verschenke, wie ich die Zeit verbringen möchte, die Ruhe, die oft durch Kälte und Dunkelheit eintritt, Kerzenlicht, Lebkuchen und Glühwein mit meiner Mitbewohnerin geniessen, ein Paket voll mit duftenden und selbstgebackenen Keksen von meiner Mutter aufmachen, Weihnachtslieder und und und…

Das alles ist etwas anders in diesem Jahr bzw. ist nicht da und manches fehlt mir. Manches kann ich auch gut zu Hause lassen.

Dabei schmückt unser Wohnzimmer sogar seit Beginn diesen Monats ein Weihnachtsbaum. Der kleine Unterschied ist nur, dass er nicht nach Tanne duftet, sondern eher nach Muff. Denn er wartete geduldig unter unserer Spüle das ganze Jahr, um von meinem Mitbewohner am 1. Dezember liebevoll zusammengesteckt zu werden – der kleine Plastikweihnachtsbaum. Etwas verloren steht er nun in der Ecke, geschmückt von ein paar Kugeln. Auch in Cuzco blinken die Lichter und düdelt die Weihnachtsmusik, es gibt Panetón mit heisser Schokolade (das peruanische Pendant zu unserem Stollen, auch sehr lecker), die Familien kommen zusammen und die Kinder freuen sich wahrscheinlich genauso auf die Geschenke  (unterm Baum?). Aber darin steckt etwas Wichtiges: Weihnachten und der Winter in Deutschland sind für mich gleichzeitig eine Zeit der Gemütlichkeit, Geselligkeit und des Rückzugs. Dazu gehören Familie und Freunde – geliebte Menschen. Die gibt es hier auch, aber was anderes ist es schon…

Ich bin also gespannt: statt mit meiner Familie werde ich in diesem Jahr wahrscheinlich den Heiligabend mit meinen Mitbewohnern feiern, später das Weihnachtspartyleben erkunden und mich die Tage darauf an einen Strand der Südküste begeben. Also Weihnachten in Cuzco und am Strand – anders, aber auch schön. Aber ihr Lieben zu Hause, ich vermiss euch doch ein wenig… <3

Also schonmal jetzt von hier und mir (denn ich habe nun zweieinhalb Wochen Ferien):

 

¡Frohe Weihnachten – feliz navidad!

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