¡Mama – Mamita!

¡Mama – Mamita!

Wer schon einmal durch Peru gereist ist, wurde sicherlich schon einmal mit “Mama”, “Mami” oder “Mamita” angesprochen. Als jemand das erste Mal “Mama” bzw. “Mamita” zu mir sagte, war ich ehrlich gesagt etwas irritiert. Sehe ich so alt aus? Meint sie wirklich mich oder jemand anderes? Steht noch jemand hinter mir? Ich habe doch noch keine Kinder. – In der Tat, ich war gemeint.

Ich begann mehr auf diese Anrede zu achten und merkte schnell, dass dieser Ausdruck gang und gäbe war hier in Peru. Aber warum? Was steckte dahinter?

Ich fragte nach…

Das Ganze bezieht sich auf die Göttin “Pachamama” oder “Mama Pacha”. Übersetzt heißt das soviel wie “Mutter Erde” oder “Mutter Kosmos”. Die Pachamama bzw. Pachamama, denn es muss sich gar nicht unbedingt um eine weibliche Gestalt handeln, ist etwas Allmächtiges. Es handelt sich um eine Energie, die Leben schenkt und die Menschen nährt. Später wurde das Pacha bzw. kosmische Geschöpf mehr und mehr zu einem personifizierten Götterkult. Die Pachamama wurde veehrt und ihr zu Ehren wurden Opfergaben erbracht. Für die Andenvölker war völlig klar, dass der Mutter Erde mit hoher Wertschätzung zu begegnen war, denn sie war der Grund für das Leben der Menschen auf Erden.

Heute findet man sogar kleine Pachamamafiguren auf lokalen Märkten bzw. trifft auf viele verschiedene Gestaltungen der Pachamama. Mal ist sie als nackte Frau dargestellt, mal als Teil einer Weltkugel, mal wird sie durch einen runden, bunten Halskettenanhänger symbolisiert oder ist eben als klassische Steinfigur wiederzuerkennen – das Pacha bzw. die Pachamama sind zu einem Kult geworden. Es gibt sogar ein festes Datum im Jahr, an dem zu Ehren der Pachamama gefeiert wird. Meist findet dieser Feiertag im August statt.

Doch warum sagen die Menschen hier “Mama” zueinander? – auch wenn sie sich nicht kennen.

Es handelt sich um eine Form von Respekt und Wertschätzung. Während der europäischen Kolonialisierung, hierzulande durch die Spanier, wurden viele Subtitutionsprozesse in Gang gesetzt. So versuchten die Spanier auch die einheimischen Götter durch christliche Heilige zu ersetzen.

Die Pachamama sollte durch die Jungfrau Maria ausgetauscht werden. Sie sollte die neue, moderne Pachamama darstellen. Doch das Verbot kam bei den Völkern nicht gut an. Um ihren Kult und ihre Riten weiterleben zu lassen, begannen sie damit sich gegenseitig mit “Mama” anzusprechen, um auf diese Art und Weise die Pachamama weiterhin zu ehren und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Außerdem identifizierten sie sich gleichermaßen über diese kulturelle Begrüßung.  So hat sich die Tradition bis heute hin erhalten und lebt weiter…

Aber auch von anderen Anreden wird hier oft Gebrauch gemacht. So heißt man nicht nur “señora” oder “señorita”, sondern wird liebevoll mit “amiga”, “reina”, “princesa” o.ä. angesprochen…

Ist doch ganz nett, oder?

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