Kunst in Cusco

Kunst in Cusco – das war das Motto der vergangenen Woche bei ACUPARI. Am Dienstagabend besuchten wir gemeinsam mit Schülern und Freunden von ACUPARI das Konzert des Schwarzwälder Chor-Verbands „Kniebis-Nagold“ in der Kathedrale von Cusco. Der Chor bot ein vielseitiges Programm aus deutschen, englischen und spanischen Stücken – von Klassik über Pop bis hin zu traditionellen südamerikanischen Liedern. Es wurde mitgeklatscht und es gab Szenenapplaus.

Natürlich trug auch die prunkvolle Kulisse der Kathedrale, welche zu den größten des Kontinents zählt, zu der erhebenden Atmosphäre bei. Das Gebäude wurde 1983 zusammen mit dem historischen Zentrum von Cusco zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Es beherbergt neben kunstvollen Gold- und Silberarbeiten ebenso filigrane Schnitzereien und zahlreiche Gemälde. Das bekannteste von ihnen dürfte das „Letzte Abendmahl“ von Marco Zapata sein, bei welchem sich Jesus und seine Apostel um das typisch peruanische Cuy (Meerschweinchen) in der Mitte des Tisches versammeln. Dem aufmerksamen Betrachter eröffnen sich einige solcher Details in vielen (gezwungenermaßen) unsignierten Gemälden, die größtenteils von Inkakünstlern stammen.
Donnerstag gab es mal wieder einen ACUPARI-Stammtisch im Café Punchay. In gemütlicher Runde wurde bis in die Nacht gequatscht, gespielt und gelacht – ein rundum schöner Abend mit alten und neuen Gesichtern.

Freitag stand dann das zweite große Highlight der Woche auf dem Programm. Der deutsche Fotograf Frank Gaudlitz gab im Café Berlin einen Einblick in seine Projekte und Reisen. So dokumentierte er u.a. seine Eindrücke auf der „Ruta del Sol“ (Sonnenstraße), ursprünglich eine alte Inka-Route und später Herausforderung für Alexander von Humboldt. Gaudlitz portraitierte Landschaften und Menschen auf seinem Weg und schuf damit eine bildhafte Verbindung von Dauerhaftigkeit und Endlichkeit, Beständigkeit und dem Moment.
Ein weiteres seiner eindrücklichen Projekte ist „A MAZO“, eine künstlerische Dokumentation des Lebens von transsexuellen Menschen im peruanischen Amazonasgebiet. Die Frauen mit dem biologisch männlichen Körper leben meist von Prostitution und in ständiger Angst vor Diskriminierung und Gewalt. Die Portraits zeigen ungebrochene Charaktere, individuelle Persönlichkeiten aber auch die Verletzlichkeit dieser Menschen, welche trotz widriger Umstände zu ihrer Identität stehen. Daher auch der Name des Projekts – angelehnt an die Amazonen, bekannt für ihre Stärke für ihre Willenskraft in einer Welt voller Wiederstände.

Ergänzt werden die Bilder von stilisierten Stillleben, kunstvoll arrangiert aus pflanzlichen und tierischen Bestandteilen. Die Skulpturen aus Schildkrötenpanzern, toten Schlangen, Früchten, Krokodilschwänzen und Blüten versinnbildlichen ein Leben zwischen den Welten, die Kontraste und skurrile Schönheit des Außergewöhnlichen. Aus den Fotos entstand schließlich ein Bildband, den die abgebildeten Frauen im Nachhinein persönlich vom Fotografen erhielten. Er reiste für diesen Zweck ein weiteres Mal ins Amazonasgebiet. Leider waren zu diesem Zeitpunkt einige der Frauen bereits verstorben oder konnten nicht mehr ausfindig gemacht werden.

(c) Frank Gaudlitz, «A MAZO»
(c) Frank Gaudlitz, «A MAZO», Hatje Cantz Verlag

Insgesamt eine bemerkenswerte Präsentation mit sehr interessiertem Publikum. Im Café Berlin war kein Platz mehr frei. Ein würdiger Abschluss für eine schöne und bereichernde Woche 🙂

Bis bald an dieser Stelle!

P.S.: Die Fotos der «Ruta del Sol» von Frank Gaudlitz können im Zuge der ersten «Biennale der Fotografie» bis 30. November in Cusco besichtigt werden!

Den Bildband «A MAZO» (ISBN:978-3-7757-4075-3) kann man beim Hatje Cantz Verlag käuflich erwerben.

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