Auf den Spuren der Inka Teil 3: Chinchero, Moray und Urubamba

Kunsthandwerk in Chinchero, runde Anbauterrassen in Moray und Mittagessen in Urubamba

Das ACUPARI-Normalleben ist wieder im vollen Lauf und am letzten Donnerstag hatte ich endlich mal wieder die Chance, in den Genuss des 2-wöchentlich stattfinden Ausflugs mit den SpanischlernerInnen zu kommen. Diesmal ging es nach Chinchero, Moray und Urubamba. Auf unserem Weg bewegten wir uns also in der wunderschönen Landschaft des Valle Sagrado, des Heiligen Tals.

Webhandwerk in Chinchero

Chinchero ist ein kleines Dorf, etwa eine Stunde Autofahrt von Cusco entfernt. Besonders bekannt ist es für sein Webhandwerk, in das wir in einer interessanten Präsentation von einigen Weberinnen eingeführt wurden. Aus Schaf- und Alpacawolle stellen die Frauen dort Schals, Tücher, Taschen, Decken, Mützen und noch viel mehr her.

Die Weberinnen am Spinnen. Im Vordergrund seht ihr Teller mit den Einfärbemitteln und dem vorersten Endprodukt – der farbigen Wolle

 

Für ihre Arbeit benutzen die Frauen auch heute noch die von Generation zu Generation übermittelten Arbeitsweisen. Beispielsweise zum Reinigen der Wolle: dafür wird die Wurzel einer Pflanze benutzt, welche gerieben und mit Wasser vermengt wird. Der Effekt ist erstaunlich: schon innerhalb von 10 Sekunden ist die Wolle schneeweiss. Und behält ihren natürlichen Geruch. Auch zum Haarewaschen benutzen die Frauen diese Wurzel, dieses natürliche Shampoo hat sogar einen Anti-Aging-Effekt aufs Haar. Ist aus der Wolle ein Faden gespannt worden (mit so einer Spinnnadel, wie man sie von Dornröschen kennt), wird der Faden eingefärbt. Für die verschiedenen Farben werden zum Teil Pflanzenblüten und -blätter benutzt, die eingekocht werden. Für die Farbe Rot wird das Blut eines Insektes benutzt (ich glaube es ist eine Larve), welches in einem Kaktus lebt. Dieser Kaktus ist sowieso ein Wunderwerk: die Pflanze ist Heilpflanze (alle Infos sind mündlich überliefert, daher weiss ich nicht mehr genau für was der Kaktus gut ist, noch wie er heisst..), ich meine, die Früchte der Pflanze sind eine Feigenart und superlecker und die parasitären Insekten kann man zum Färben benutzen. Vielleicht bemerkt ihr schon meine Begeisterung: Ich finde es immer wieder erstaunlich, bewundernswert und wunderschön wie Menschen in dieser so technisierten Welt immer noch die traditionell überlieferten Mittel benutzen für ihr Handwerk. So sind zum Beispiel auch die Muster in den Produkten nicht einfach irgendwelche Muster, wie sie uns erscheinen, sondern stellen Dinge da, die das Leben der Menschen dort betreffen. Eine bestimmte gewebte Linie kann so für einen speziellen Berg stehen oder für Mutter Erde (Pachamama). Und alles Wissen, was die Frauen benötigen, um diese schönen Produkte herzustellen, ist nur in ihrem Kopf. Es ist nichts niedergeschrieben, es exisitiert von einem Augenblick zum anderen, von einem Webstich zum nächsten.

Flavio erklärt uns was zum Mais

Traditionelle Kluft – das sind nicht die Weberinnen, das sind wir in Gewebtem

Präkoloniale Anbauterassen in Moray

Nach diesen Eindrücken fuhren wir etwa 20 Minuten weiter nach Moray. Die Terrassen von Moray sieht man auf vielen Bildern, wenn man durch die Reiseagenturstraβen in Cusco geht, denn sie fallen auf. Warum? Sie sind die einzigen Anbauterassen aus der Inkazeit, die rund sind – wodurch sie etwas von einer Arena haben – und noch so gut erhalten. Unser ACUPARI-Reiseführer, Fotograf und Unterhalter Flavio erzählte uns, dass sie damals als eine Art Versuchszentrum dienten, zur Erprobung und Weiterenwicklung von Pflanzen(samen). Durch die unterschiedlichen Höhen der Terassen, konnten die verschiedenen mikroklimatischen Zonen dort genutzt werden, um die besten Ergebnisse und Erträge zu erreichen. Das heisst in den unteren Terassen konnten höhere Temperaturen und Feuchtigkeit genutzt werden sowie in den oberen das kühlere Klima. So konnten 20 verschiedene Formen des Mikroklimas genutzt werden, unterschiedlich warm, feucht, trocken, belüftet usw. Sehr klug. Laut John Earls (2006) enthalten die 20 verschiedenen Terassen die klimatischen Charakteristika verschiedener ökologischer Zonen des gesamten Inka-Imperiums. Wenn das stimmen sollte und man sich mal vorstellt, wie groβ dieses Imperium war, kann man mal wieder nur mit offenem Mund fasziniert staunen. Übrigens könnte man auch heute noch die Terassen zum Anbau benutzen.

Blick auf die Terassen von Moray von oben

 …und über den Anbaurand..

Und Mittagessen in Urubamba

Nach so vielen Eindrücken und Kurvenfahrten meldet sich schonmal der Bauch und sagt „Hunger!“. Kein Problem – die kleine Stadt Urubamba, ist nicht weit von Moray und Chinchero und lohnt sich einen Besuch. Auch wenn man in Cusco lebt und mal Lust auf etwas mehr Ruhe, ein wärmeres Klima und Landluft hat. Und auch für den Hunger ist für jede/n etwas dabei: ob man sich auf dem Markt im Comedor ein Menü zu Gute führt oder in eines der vielen Restaurants geht. Klassische peruanische Gerichte findet man immer in den Restaurants. „Bistek del pobre“ finde ich besonders interessant, denn es ist gar nicht pobre (arm), sondern übbig und beinhaltet Steak, Eier, Reis, Kartoffeln oder Pommes, gebratene Banane und vielleicht noch mehr. Ich habs selbst nicht gegessen, aber war erstaunt beim Anblick des überladenen Tellers. Da Urubamba am Fluss liegt (dem Urubamba-Fluss!), kann man dort auch gut „ceviche“ (nationales Fischgericht Perus) essen. Für Vegetarier, wie mich, gibts oft „arroz a la cubana“: Reis mit gebratenen Bananen und Spiegeleiern, manchmal auch noch mit Kartoffeln/Pommes. Meist ist das Essen in den kleinen und klassischen peruanischen Restaurants ziemlich kohlenhydratelastig: Reis und Kartoffeln/ Pommes. Beim ersten Mal war das doch etwas merkwürdig für mich. Aber lecker ist es meist… und dem hungersagenden Bauch tuts ganz gut.

Nach diesem Aufenthalt gings dann wieder zurück nach Cusco – satt, zufrieden und ein bisschen schlauer.

 

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